DER BEGINN MEINER LEBENSREISE


 

Ich bin nie Kind gewesen und habe dennoch nie aufgehört Kind zu sein. (© 2007 Karin Staudenherz)

Meine Ankunft auf der Erde war eine recht unsanfte, 2,5 Monate zu früh und verbunden mit dem Verlust meines Zwillingsbruders. Manchmal stelle ich mir das schon schön vor, so einen 2. aus der Heimat dabei zu haben aber hätte ich mich dann je auf die Socken gemacht, diesen Planeten und seine Einwohner, die mir auf eine gewisse Weise sehr ans Herz gewachsen sind, erforschen zu wollen? Vermutlich nicht und das wäre dann ja auch ziemlich schade gewesen, denn offenbar wollte ich das unbedingt, auch wenn ich mir zwischenzeitlich schon gelegentlich die Frage gestellt habe, ob das mein Ernst gewesen ist ;-).
 
Einen absoluten Supertreffer machte ich punkto meiner Familie, sprich meinen Eltern und meiner Oma, obwohl mir das lange gar nicht so klar war, wie toll ich es erwischt habe.
Spezielles Danke an meine Mami, dass Du mich immer noch erträgst :-)!
Warum ich es einen absoluten Glücksgriff nennen kann? Weil mir meine Familie etwas so Wundervolles geschenkt hat, das ich danach in der Welt nicht mehr oft gefunden habe: Respekt und Anerkennung meines Seins (ohne mich verbiegen zu wollen), selbst wenn sich dessen Nachvollziehbarkeit für sie wohl manchmal durchaus in Grenzen hielt.
Es war also das Größte (nach meiner überzeugten Meinung), das man seinem Kind gegenüber an den Tag legen kann: Es als gleichrangiges Wesen zu behandeln, das schon weiß, was es tut.
Vielleicht ist es daher so schwer für mich damit umgehen zu können, warum man auf diesem Planeten so sehr aneinander "herumentwickelt" weil ich es nicht nur weiß, sondern zutiefst erfuhr, was bedingungslose Akzeptanz wirklich bedeutet!?!
 
Doch genau das war zugleich der klitzekleine Nachteil daran, dass ich die Welt zwar auf meine unverbogene Art kennen lernen durfte, mir aber Vieles, was für andere wohl total normal war, sehr suspekt und verkompliziert vorkam.
Und ich verstand nie, warum mir Menschen immer Ratschläge geben wollen (als Kind besonders aber manche blieben da auch später hartnäckig ;-)) bzw. wahnsinnig gerne Antworten auf meine Aussagen aber selten auf meine tatsächlich gestellten Fragen.
Aber auch mit diesen Schwierigkeiten lernte ich zu leben, auch wenn sie mich immer wieder sehr traurig machten, weil es ein bisschen komisch war, die Welt aus einer Perspektive zu begreifen/zu erleben, während man sie aus der diametral entgegengesetzten Sichtweise entgegen gehalten bekam. Es war irgendwie skurril, wenn ich gleichrangige, autonome Menschen sah und spürte und dann erlebte, wie sie einen und sich selbst in irgendwelche "Lernprogramme" stopfen wollten. Sehr verwirrend, wenn man selbst von klein auf davon ausging, dass jeder ja wohl für sich selbst weiß, wer sie/er ist und was daher gut und richtig für einen selbst ist, was man auch durchaus gerne als Information aber nicht als Diskussionsgrundlage zur Verfügung stellt. Jaja, alles gar nicht so einfach hier auf Planet Erde :-).
 
Was ich als Kind sehr gerne machte: Schreiben und Basteln/Malen. Und dann kam ... die Schulzeit.
Da begann es sich zu spießen – das unbeschwert-freudige Rumwerkeln nach Lust und Laune, je durch "Normen" beschnitten.
 
Deutsch: Diese netten, aufmunternden Kommentare wie "Keine Monstersätze!", "Achtung, Umgangssprache!", "Beistrichregeln beachten!" ... ach ja, die machten so richtig positiv-kreative Laune. Zum "Glück" kam dann irgendwann mal eh nix mehr von wegen "Phantasieaufsätzen", nur noch "Problemerörterungen" ... das löste dann schlagartig mein Monstersatz- und Umgangsspracheproblem, denn ich war froh, wenn ich gerade mal die Mindestlänge an Text schaffte, bei so wahnsinnig interessanten Themen ;-).
 
Zeichenunterricht: Na ja, wenn man auf Kunstgeschichte lernen stehen würde und perspektivisch und naturgetreu Dinge (Menschen, Tiere, Natur, Objekte) abmalen könnte, dann wäre vielleicht das ein Highlight gewesen ;-).
So blieben eigentlich nur 3 Werke übrig, auf die ich "stolz" bin, v.a. auf meine van Gogh-sche Zypresse "nach Art des Hauses" adaptiert. Da begann sie also, meine Liebe zur Zypresse van Goghs.
Und wie der/die eine oder andere Gewiefte eventuell erkennen kann, ziert sie auch im Logo den oberen Rand meiner Website (ich habe sie kurzerhand zum Staudengewächs ernannt und damit passend zu meinem Namen).
D.h. auch nach über einem Jahrzehnt "künstlerischer Schaffenspause" kann man am selben Thema anknüpfen :-).
 
Nachdem dann auch die spaßigen Sachen in der "geregelten" Version nicht mehr ganz so viel Spaß machten, widmete ich mich dem, was per se schon nicht so spaßig klingt: "Man muss in der Welt was lernen und dann was leisten, damit man wer wird und dann wer ist".
 

 

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