PAUSCHALREISEN ZU RECHTS- und PERSONALWESEN,
WIRTSCHAFT & WEBDESIGN/EDV
Wo war ich stehen geblieben? Ach ja ... "Man muss in der Welt was lernen und dann was leisten, damit man wer wird und dann wer ist". Klingt wohl für viele sehr schlüssig nachvollziehbar, ich verstand’s bloß nie so richtig, denn ich bin doch schon seit ich auf der Welt bin ich und nach meinem Ermessen auch recht perfekt so als dieses Ich. Also was soll ich dann bitteschön "werden"?
Na egal dachte ich mir und probierte ein paar "Angebote" an Reisemöglichkeiten auf Planet Erde aus.
Meine "Pauschal-Reiserouten" verschlugen mich über die Rechtswissenschaften zum Personalwesen, danach folgten Abstecher zu Webdesign und Netzwerkadministration und dann Flüge ins Marketing und Controlling.
Es handelt sich dabei um gerne besuchte Regionen und sie brachten mir als "Langzeittouristin" spannende Einblicke in die üblichen Gepflogenheiten und Sitten der einzelnen Länder, so richtig heimisch fühlte ich mich aber dort nie wirklich.
Justizien: Hier bläst einem ein teils recht unterkühlter und etwas angestaubter Wind um die Nase. Die Urbevölkerung dieses Landes liebt es, auf selbstkonstruierten Podesten – und damit gerne über den Dingen ;-) - zu stehen und vertritt, einer langen Tradition folgend, das Prinzip der Schein-Logik. In Justizien geht nichts unkompliziert oder gar verständlich und Dinge "auf den Punkt zu bringen" gilt als unverwechselbare Untugend der "Zuagrasten" bzw. Touris. Will man sich also möglichst unauffällig unters Volk mischen, lege ich Ihnen einen eher ausschweifenden und die Essenz ihrer Aussagen verschleiernden Gesprächsstil ans Herz. Selbiges der Einheimischen lässt sich erobern, wenn sie noch ein paar lateinische Begriffe ins Gespräch verpacken.
Persovence: Ein nicht geringer Teil der Bevölkerung stammt ursprünglich aus Tourismanien, unschwer erkennbar an der freundlich-lächelnden und dennoch unverblümt menschenverachtenden Art. Eines der Heiligtümer und Kulturerbe dieses Landes scheint "Das Buch" zu sein - gefüllt mit den genial oberflächlichen Fragen, die universell für die Besetzung aller Positionen heranzuziehen sind. Dieses Kulturerbe wird traditionell von einer zur nächsten Generation weitergegeben, um dadurch die tiefsten Winkel der Persönlichkeit der Bewerber zu erkunden. Absolutes "no go" in Persovence: Wirkliches Interesse "weil der Mensch zählt". Dies lässt sich auch dadurch leicht verstehen, da die Kultur dieses Landes Mitarbeiter als unternehmenskompatible Ersatzteile betrachtet, die bei Bedarf ausgetauscht werden. Sollten Sie also von den Einheimischen abgelehnt werden: nehmen Sie es nicht persönlich, vermutlich wollen Sie einfach noch zu sehr als Mensch betrachtet werden und betonen dadurch ihre Produkteigenschaften wie "dynamisch, kommunikativ, teamfähig, proaktiv, etc." noch nicht in ausreichendem Maße.
Weboland: In Weboland findet man meist eine ausgewogene Bevölkerungsdurchmischung aus Technikfreaks und Designkreativlingen. Beide bemühen sich akribisch darum, im jeweiligen Gebiet an die Grenzen des Machbaren zu gehen. Bei der Paarung hält man es hier gerne mit den Gegensätzen, die sich anziehen und so entstehen bevorzugt gemischte Doppel, die dann süße Website-Zwerge in die Welt setzen. Schick-schick ist der Nachwuchs allemal, was er einem genau sagen will ... hm. Dies ist allerdings stammestraditionell auch nicht so wichtig, da hier gilt, dass der Gesamteindruck aus 7% Inhalt, 38% Technik und 55% Design besteht. Puristen, die dazu tendieren den Faktor Inhalt überzubewerten, sind in Weboland klar als Touristen zu enttarnen.
Compialien: Hier herrscht ein durchaus raues Klima, und man muss sich erst einmal daran gewöhnen, dass einem die Fremdsprache nur so um die Ohren geschleudert wird. Nach kurzer Akklimatisierung kann man aber auch hier erkennen, dass sehr viel einfach nur Verpackung ist. Kulturell hat das Patriarchat hier noch immer eine sehr hohe Bedeutung, doch auch Frauen bekommen langsam ihre Daseinsberechtigung, wenn auch von gleichberechtigter Akzeptanz nur teilweise die Rede sein kann.
Marketonien: Es handelt sich dabei um eine benachbarte Region von Weboland und auch eine Freundschaft im Geiste zu Compialien – v.a. was die Fremdwortschleuderei betrifft – lässt sich unschwer erkennen. Kulturell haben sie ähnliche Werte, wobei Technik durch Stimme und Design durch Optik zu ersetzen ist, während der Inhalt einen ähnlich geringen Stellenwert vertritt. Kreativität hat hier angeblich einen hohen Status, doch werden Sie als Tourist hier spätestens erkannt, wenn Sie sich nicht an die strikten Normierungsvorschriften diese betreffend halten.
Controllaska: Wider so manche Erwartung geht es in Controllaska durchaus lustig zu. Die Bevölkerung vertritt nach Außen hin zwar eine, genauen Vorschriften folgende, leicht pingelig anmutende Kultur, doch hinter den Kulissen ... aber hallo ;-). Traue nicht nur keiner Statistik die Du nicht selbst gefälscht hast, für Geschäftsberichte gilt hier unzweifelhaft Ähnliches. An manch einem geschäftigen Zahlenjongleur, ist hier wirklich ein kreativer Künstler verloren gegangen. Chapeau :-)!
Resümee: Eine interessante Gemeinsamkeit v.a. der Marketonier, Persovenzalen und Webolandbewohner – aber bei genauerem Betrachten auch der Compialiener, Controllaskaner und Justizier ist, dass sie in sich geschlossen einen sehr starken Hang zur gemeinsamen Kultur haben. Selbst in den noch jüngeren Zivilisationen herrschen trotz Berufung aufs "offene Modernsein" sehr klare Stammestraditionen vor und Abweichungen von diesem Normbereich werden im freundlichsten Fall schief beäugt, im ungünstigeren abgelehnt.
Trotzdem es oft ein ziemlich beschränktes Angebot war, bei Pauschalreisen leider oft üblich, gaben sie dennoch einen ganz guten Einblick in Land und Leute.
Letztlich entschied ich mich aber doch wieder für die Freiheit des forscherischen Individualtrip ... eigentlich. Doch dann kam LSB dazwischen ... aber das ist eine andere Geschichte ;-).